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Erste Trauben für Federweißen gelesen

19/08/2020

Am 10. August wurde im pfälzischen Weisenheim am Sand die diesjährige Weinlese für den Federweißen eröffnet. Mit über 100 Grad Oechsle wiesen die kerngesunden Trauben der frühreifen Sorte Solaris bereits ungewöhnlich hohe Reife auf.


Am 10. August wurde im pfälzischen Weisenheim am Sand die diesjährige Weinlese für den Federweißen eröffnet. Mit über 100 Grad Oechsle wiesen die kerngesunden Trauben der frühreifen Sorte Solaris bereits ungewöhnlich hohe Reife auf.

Im Vergleich zum Vorjahr sind die Reben derzeit in ihrer Reifeentwicklung etwa eine Woche voraus. Mit dem Beginn der Hauptweinlese wird je nach Region bereits Ende August bis Anfang September gerechnet. Spätreifende Sorten wie der Riesling werden voraussichtlich je nach Anbaugebiet erst Mitte bis Ende September lesereif.

In diesem Jahr sind die Reben schon sehr früh in die Vegetation gestartet. Nach dem warmen und sonnigen Frühjahr trieben sie fast zwei Wochen früher als im langjährigen Mittel. Im Rheingau sprach man gar vom zweitfrühesten Austrieb nach 2014 seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

Auch die Rebblüte setzte in diesem Jahr in warmen Lagen und bei frühreifen Rebsorten bereits Ende Mai und damit acht bis zehn Tage vor dem 30-jährigen Mittel ein. Von daher war ein frühzeitiger Lesebeginn schon damals vorhersehbar, denn etwa 90 bis 100 Tage nach der Blüte sind die Trauben erntereif.

Spätfröste um den Termin der Eisheiligen zwischen dem 10. und 15. Mai haben in einem Band von Nordbaden über Nord-Württemberg und Franken bis nach Saale-Unstrut und Sachsen zum Teil zu erheblichen Frostschäden geführt. Insbesondere in den beiden östlichen Anbaugebieten rechnet man daher mit relativ großen Ertragsverlusten.

Die allgemeine Trockenheit ist in den deutschen Weinbergen ebenfalls weit verbreitet. Es gab zwar in den letzten Monaten immer wieder Niederschläge, sie waren allerdings regional sehr unterschiedlich verteilt und sorgten oftmals nur für eine kurzzeitige Entspannung. Entsprechend heterogen ist die Wasserversorgung derzeit in den einzelnen Weinregionen. Dank ihrer tiefen Wurzeln stehen die meisten älteren Rebanlagen jedoch noch relativ gut da. Junganlagen und Weinberge auf wenig Wasser speichernden Böden zeigen allerdings auch angesichts der aktuellen extremen Hitzeperiode bisweilen durchaus Stresssymptome und werden teilweise bewässert.

Wie im vergangenen Jahr haben die Temperaturen von über 30 Grad bereits erneut gebietsübergreifend zu Sonnenbrand­schäden an den Trauben geführt. Sie wirken sich nur ertragsmindernd aus, haben aber keinen Einfluss auf die Weinqualität. Wie stark die Schäden ausgefallen sind, lässt sich erst nach der Hitzeperiode abschätzen.

Insgesamt gesehen präsentieren sich die Trauben in den deutschen Weinbergen zum jetzigen Zeitpunkt kerngesund, was schöne fruchtige Federweiße erwarten lässt. Ganz entscheidend für die Jahrgangsqualität wird jedoch die Witterung in den nächsten Wochen sein, für die sich die Winzer zunächst noch ein wenig Regen und anschließend einen schönen Altweibersommer wünschen.

Entsprechend vorsichtig optimistisch sehen die Winzer derzeit einem qualitativ sehr guten Weinjahrgang 2020 mit guten Erträgen entgegen.

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Anna-Maria Löffler, Weinkönigin des Anbaugebietes Pfalz, bei der Weinlese in Weisenheim am Sand. Die ersten Trauben der Rebsorte Solaris werden für die Herstellung von Federweißen verwendet (sog. Neuer Wein, Rauscher etc.). Fotoquelle: Deutsches Weininstitut