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In diesem Jahr haben insgesamt vergleichsweise wenige Betriebe Trauben für die edelsüße Spezialität in den Weinbergen belassen. Die nachfolgenden Erzeugerberichte aus den Anbaugebieten haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

AHR

In der Nacht auf den 13. Dezember konnte das Team um Ahr-Winzer Peter Kriechel bei minus 8 Grad geeiste Spätburgunder-Trauben im "Bachemer Wingert" schneiden. "Nach über 20 Jahren hatten wir dieses Jahr endlich wieder die Voraussetzungen, gefrorene Trauben für unseren Eiswein zu lesen. Wir freuen uns riesig", so Kriechel. Mit rund 100 Litern Most aus 750 Kilogramm Trauben war die Ausbeute - wie für eine Eisweinlese typisch - sehr gering.

BADEN

In der badischen Ortenau hat der Winzerkeller Hex vom Dasenstein am 17. Dezember 1.500 kg Spätburgundertrauben als Eiswein gelesen. Bei Minusgraden jenseits der zehn Grad Minus zeigte das Refraktometer 182 Grad Oechsle. Bestes Traubengut liefert eine Menge zwischen 500 und 600 Litern Eiswein. Laut Kellermeister Thomas Hirth war dies seit vielen Jahren einmal wieder eine Eisweinlese, die vor Weihnachten stattfinden konnte und die erste nach 2016.

Im der Region Freiburg vermeldete das Pfaffenweiler Weinhaus die Lese von 260 Litern Gutedel-Eiswein, der überraschende 184 Grad Oechsle auf die Mostwaage brachte. Und im Markgräflerland hat die Britzinger Winzergenossenschaft Eiswein der neuen Sorte Sauvignier Gris geerntet.

FRANKEN

Auch in Franken wurden bei Temperaturen um minus elf Grad am 13. Dezember gefrorene Trauben für edelsüßen Eiswein gelesen. Christian Reiss aus Würzburg hofft auf 80 Liter der Weinspezialität, die von April oder Mai an erhältlich sein wird. Die Silvaner-Trauben hatten nach Angaben des Winzers den hohen Wert von 205 Grad Oechsle. Der Mindestwert für das Mostgewicht bei Eiswein liegt je nach Anbaugebiet bei 110 – 128 Grad Oechsle. Über klirrende Nachfröste freute sich das Weingut Göbel in Randersacker, welches am Dienst die gefrorenen Spätburgunder-Trauben ernten konnte. Auch das Weingut Dorsch-Römmelt an der Mainschleife hatte Trauben für die Eisweinlese hängen lassen – und wurde nun mit einer erfolgreichen Ernte belohnt, ebenso wie das Frickenhäuser Weingut Laudens Bach. Nach Angaben des Fränkischen Weinbauverbands hatten in Franken in diesem Jahr nur wenige Winzer Trauben für Eiswein hängen lassen.

Dazu zählten auch einige Winzer in Hammelburg, der ältesten Weinstadt Frankens, wo das Weingut Lange Schloss Saaleck am 13. Dezember um 5 Uhr morgens bei minus 10 Grad 50 Liter Bio-Silvanereisweinmost mit 157 Grad Oechsle geerntet hat. 

HESSISCHE BERGSTRASSE

An der Hessischen Bergstraße dringt in den flachen Parzellen im "Heppenheimer Stemmler" aus dem Odenwald abfließende Kaltluft und sorgt für ordentliche Frosttemperaturen. Bei minus 10 Grad Celsius konnten am 13. Dezember tiefgefrorene Trauben der Rebsorte Souvignier Gris von Bergsträsser Winzer/innen gelesen werden. Erste Messungen ergaben ein Mostgewicht von 179 Grad Oechsle.

MOSEL

Weingut Markus Molitor und das Weingut Thorsten Melsheimer ernten Eiswein im Anbaugebiet Mosel.

NAHE

Weinerzeuger des Anbaugebietes Nahe haben in diesem Jahr keine Rebflächen für die Eiswein-Produktion angemeldet.

PFALZ

Das Weinkontor Edenkoben konnte in der Nacht zum 13. Dezember bei minus 9,2 Grad Celsius erfolgreich Eiswein der Rebsorte Cabernet Mitos lesen. Der Fruchtzuckergehalt der Trauben wurde mit 152 Grad Oechsle gemessen - rund die Hälfte mehr als bei Beginn der Weinlese Ende August. Darüber hinaus haben nach Angaben des Landesuntersuchungsamts in Koblenz weitere fünf Pfälzer Betriebe Eisweine bei bis zu minus 9,5 Grad Celsius gelesen.

RHEINGAU

Im Rheingau wurde in der Nacht zum 16. Dezember im Weingut Meine Freiheit erfolgreich Riesling-Eiswein in der Weinlage Hallgartener Händelberg gelesen. Im Rheingau prognostiziert der Wetterdienst bis Samstag kalte Temperaturen von bis zu -12 Grad Celsius, gute Voraussetzungen also für weitere Lesen dieser edelsüßen Spezialität.

RHEINHESSEN

Das Wein- und Sektgut Kost in Welgesheim konnte in der Nacht auf Dienstag, 13. Dezember,  Silvaner Eiswein ernten. Im größten Weinanbaugebiet in Deutschland haben in diesem Jahr nur zehn rheinhessische Winzer angemeldet, dass sie Eiswein lesen werden. In dieser Woche sind die Nächte so kalt, dass mit der Lese begonnen wurde.

SACHSEN

Überraschend und ausgesprochen früh im Jahr konnten in der Nacht zum 20. November zahlreiche Winzer/innen in Sachsen den 2022er Jahrgang mit einer erfolgreichen Eisweinlese krönen. So wurden am Radebeuler Weinberg Goldener Wagen bei frostigen Temperaturen die Trauben für Eiswein des Staatsweinguts Schloss Wackerbarth gelesen. 25 Helfer und Helfereinnen ernteten bei minus sieben Grad Celsius die noch gefrorenen Trauben mit einem Mostgewicht von 140 Grad Oechsle.

Auch die Dezemberfröste erwiesen sich für einige Betriebe als Glücksfall:  Bei minus acht Grad wurden am 14. Dezember die Trauben im Weingut Schloss Proschwitz geborgen – eine kleine Sensation, denn seit zehn Jahren konnte hier kein Eiswein mehr gewonnen werden. Die gut 20 Mitarbeiter/innen des Hauses brachten gut 250 Kilogramm Traminer-Trauben mit ca. 154 Grad Oechsle ein.

SAALE-UNSTRUT

Der November brachte auch für die Betriebe im Anbaugebiet Saale-Unstrut bereits die erhofften Nachtfröste. In der Lage Müncherodaer Himmelreich wurden nach Angaben der Winzervereinigung Freyburg-Unstrut bei minus acht Grad Celsius etwa 690 Kilogramm gefrorene Riesling-Beeren mit 190 Grad Öchsle Mostgewicht geerntet.

WÜRTTEMBERG

In Württemberg erntete das Team der Fellbacher Weingärtner eG in den frühen Morgenstunden des 12. Dezember zum dritten Mal in Folge die Beeren für die edelsüße Spezialität. Die tadellos gesunden und tief durchgefrorenen Spätburgunder-Trauben, die laut Thomas Seibold - Vorstandvorsitzender der Weingärtner eG - „so vital wie selten am Stock hingen“, brachten ein Mostgewicht von 179 Grad Oechsle auf die Waage. Insgesamt werden die Fellbacher voraussichtlich knapp 1000 Flaschen Eiswein abfüllen.

Im Remstal wurden im Weingut Beurer in Kernen-Stetten tiefgefrorene Lemberger- und Rieslingtrauben eingebracht, während im Weingut Jürgen Ellwanger gefrorene Kernertrauben gelesen wurden: „Vom kalten Winterbacher Hungerberg kommen 150 Liter Kerner Eiswein mit 180 Grad Oechsle“, bilanziert Felix Ellwanger.

Im nördlichen Württemberg konnte am 17.Dezember 2022 das Weingut Fürst Hohenlohe Oehringen am Verrenberger Verrenberg nach zwei Frostnächten 100 Liter Riesling Eisweinmost mit 204 Grad Oechsle ernten. Dafür waren ab 7.15 Uhr 20 Lesehelfer bei minus 12,5 Grad Celsius rund eine Stunde im Einsatz.

Erster Johanniter-Eiswein

Achim Stilz vom Weingut im Hagenbüchle in Weinstadt-Schnait berichtet, dass die Trauben der pilzwiderstandsfähigen Rebsorte Johanniter 144 Grad Oechsle auf die Oechsle-Waage brachten. „Das könnte den ersten Johanniter-Eiswein überhaupt geben!“, sagt Achim Stilz.
Von sehr gesunden Trauben berichtet auch Sven Ellwanger vom Großheppacher Weingut Bernhard Ellwanger, wo Syrah-Trauben in Großheppach und Cabernet Cubin-Trauben in Geradstetten auf dem Leseplan standen.

Hintergrund: Eisweinpoker birgt Risiko

Im Südwesten Deutschlands haben in diesem Jahr nur vergleichsweise wenige Betriebe Trauben für die Eisweinbereitung hängen lassen. In Rheinland-Pfalz waren es nur 35 Erzeuger, die Weinberge für die Eisweinlese angemeldet haben, 2021 waren es noch 152. In diesem Jahr wiesen die Trauben oftmals nicht mehr den Gesundheitszustand auf, der für diese edelsüße Spezialität erforderlich ist.

Eiswein-Produzentenliste 2020 (pdf)

Früher Erfolg: Sehr fühe Eisweinlese in Saale-Unstrut und in Sachsen

SWR: Erster Eiswein in RLP gelesen

Sehr fühe Eisweinlese 2022 in Saale-Unstrut und in Sachsen

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Video-Archiv: "...der Saft tropft zuckersüß wie Honig von der Kelter"

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