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Sorgen der Ahr-Winzer: Weniger Flächen und Strukturwandel

30/11/2021

Die Flutkatastrophe Mitte Juli an der Ahr hat die dortigen Winzer schwer getroffen. Wenige Wochen vor der anstehenden Ernte standen die meisten der rund 50 Betriebe vor dem Nichts. Jetzt ist die Ernte in der mit 562 Hektar viertkleinsten Weinanbauregion im Westen Deutschlands erfolgreich eingebracht. Dennoch wird es noch Jahre dauern, bis sich die Situation normalisiert hat und die Infrastruktur im Tal wiederhergestellt ist.


Dr. Knut Schubert vom Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau e.V. berichtete am 11. November gegenüber AGRA-EUROPE, dass der Gesamtschaden, der die Weinbaubetriebe getroffen hat, auf ca. 110 Millionen Euro beziffert wird. Pro Weingut belaufen sich die ermittelten Schäden auf 50.000 bis fünf Millionen Euro, die meisten Betriebe sind mit deutlich über 500.000 Euro geschädigt.

10 Prozent der Rebfläche zerstört oder geschädigt

Sorge bereite den von der Flut betroffenen Winzern vor allem die verschärfte Flächenknappheit im Anbaugebiet. 10 Prozent der Weinbergflächen wurden zerstört oder stark beschädigt, der Totalverlust liegt bei ca. 40 Hektar. Die Teilschäden in den überwiegend in Hang- und Fußlagen liegenden Flächen, die in den nächsten Jahren keinen Ertrag einbringen können, liegen bei ca. 17 Hektar.

 „Das Thema wird, bis sich Lösungen ergeben, einen längeren Zeitraum beanspruchen“, so die Einschätzung des Kreisverbands-Geschäftsführers. Hintergrund hierfür sei die Neueinstufung der Überschwemmungsflächen, wodurch einige Hektar Rebflächen in der Flachlage wegfielen. In den angrenzenden Lagen sei Weinanbau in Zukunft nur noch eingeschränkt und unter Auflagen möglich. Zudem entstehe eine Konkurrenz zu möglichen Neuausweisungen für Ersatzflächen für den Wohnungsbau und für Retentionsflächen als potentielles Überflutungsareal.

Vorgezogener Strukturwandel

Daneben seien in dem Überschwemmungsgebiet Flurbereinigungsverfahren erforderlich, um auch in Zukunft vernünftig wirtschaften zu können. Die Region sei in einigen Gemarkungen insbesondere durch kleinparzellige Strukturen geprägt. Von den rund 50 selbsterzeugenden Winzern und den 15 Betrieben, die im Haupterwerb Traubenlieferanten sind, werden voraussichtlich zwei Betriebe den Geschäftsbetrieb aufgeben. Einige der Genossenschaften beliefernden Traubenerzeuger, bei denen es sehr große Zerstörungen durch die Flut gegeben habe, dürften die Betriebsaufgabe um einige Jahre vorziehen. Dadurch gehe der Strukturwandel schneller vonstatten.

Qualitativ sehr guter Jahrgang

Trotz aller Schwierigkeiten wurde die diesjährige Weinlese im Ahrtal erfolgreich beendet. Dabei erfuhren die Winzer breite Unterstützung und Hilfe aus ganz Deutschland. Die Gebietsweinwerbung Ahrwein e.V. unterstützte die Weinbaubetriebe unter anderem durch die Koordination der freiwilligen (Ernte-)Helfer und Spendenakquise oder durch die organisatorische Begleitung des neugegründeten Vereins „AHR – A wineregion needs Help for Rebuilding e.V.“ und des Projektes #flutwein. Einen zentralen Baustein für die Traubenernte bildeten auch die an die Winzer ausbezahlten Soforthilfen aus den Spendengeldern der Stiftungen und Fonds der Bauernverbände, die von den Winzern unmittelbar investiert und genutzt wurden.

Heterogene Erntemengen

Die Weinernte selbst ist lagenabhängig sehr heterogen ausgefallen. Einige Direktvermarkter meldeten erhebliche Ausfälle, während andere, darunter die Genossenschaften, sich mit den Ergebnissen zufrieden zeigten. Die schlechten Witterungsbedingungen in diesem Jahr, die Flutkatastrophe und die dadurch nicht in vollem Umfang stattgefundenen Pflanzenschutzmaßnahmen haben sich laut Schubert stark auf die Erntemengen ausgewirkt.

Insgesamt schätzt er, dass an der Ahr rund 35.000 Hektoliter eingebracht wurden. Mit der Qualität der geernteten Trauben seien die Ahr-Winzer indes sehr zufrieden. Die spätsommerlichen Temperaturen hätten den Jahrgang aufgewertet, auch beim Säuregehalt hätten die Winzer keine Probleme in diesem Jahr. Sie rechnen mit kräftigen, fruchtigen Weinen. Zudem gebe es genug Trauben für den „Blanc de Noir“ – den Ausbau eines hellen Weins aus roten Trauben.

Weitere Informationen:

startnext.com/flutwein-macht-weiter

https://www.flutwein.de/

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